»Quality means doing it right when no one is looking.«
»Qualität bedeutet, es richtig zu machen, wenn niemand hinschaut.«
Bei diesem wunderbaren Wort von Henry Ford (amerikanischer Erfinder), dessen Aussage auch mein Arbeitsmotto ist, frage ich mich immer wieder, warum so viele Autoren keinen Spaß daran haben, ihr fertiges Manuskript zu überarbeiten, sondern meinen, das sei Sache des Lektors.
Diese Haltung kann ich nicht nachvollziehen. Denn erstens ist das Überarbeiten eines Manuskriptes Aufgabe des Autors, und zweitens für mich gibt es – unter schriftstellerischen Aspekten – nichts Schöneres, als mein fertiges Manuskript in aller Gemütsruhe zu bearbeiten. Es von Seite zu Seite, von Absatz zu Absatz, von Satz zu Satz aufmerksam und kritisch zu lesen. Wörter und Formulierungen auf mich wirken zu lassen, sie zu verändern, zu korrigieren oder ganz zu streichen oder zu ersetzen.
Überarbeitung
Ein Manuskript ist selten perfekt in seiner ersten Fassung. Beim Schreiben konzentriert sich der Autor oft darauf, seine Ideen aufs Papier zu bringen, ohne sich um Details oder stilistische Nuancen zu kümmern. Das Hauptziel besteht darin, den Fluss der Gedanken aufrechtzuerhalten und den kreativen Prozess zu unterstützen.
Die Überarbeitung eines Manuskripts ist von entscheidender Bedeutung für einen Autor, da sie ihm die Möglichkeit gibt, sein Werk zu verfeinern und seine Botschaft klarer und effektiver zu vermitteln. Sie ist ein wichtiger Schritt im Schreibprozess, der es dem Autor ermöglicht, Schwachstellen zu erkennen, den Text zu verbessern und letztendlich ein qualitativ hochwertiges Werk zu präsentieren.
Bei der Überarbeitung kann der Autor den gesamten Text kritisch betrachten und Mängel in Bezug auf Handlung, Charakterentwicklung, Dialoge, Logik oder stilistische Unstimmigkeiten erkennen. Sie ermöglicht ihm, Lücken in der Geschichte zu schließen, Inkonsistenzen zu beseitigen und den Spannungsbogen aufzubauen. Die Überarbeitung hilft auch dabei, den Schreibstil zu verfeinern, um eine klarere, prägnantere und überzeugendere Sprache zu verwenden.
Darüber hinaus erlaubt die Überarbeitung dem Autor, sich von seiner anfänglichen emotionalen Bindung an den Text zu lösen. Durch die Zeit, die seit dem Schreiben vergangen ist, kann er mit einem neuen Blick auf das Werk schauen und objektiver beurteilen, was funktioniert und was verbessert werden muss. Kritische Distanz ermöglicht es, notwendige Änderungen vorzunehmen, die sein Werk letztendlich bereichern.
Auch Meinungen und Anregungen kritischer Freunde kann eine wertvolle Hilfe sein, um den Text weiterzuentwickeln. Die Perspektive anderer kann dazu beitragen, blinde Flecken aufzudecken und dabei neue Ideen oder Ansätze liefern.
Nicht zuletzt zeigt die Überarbeitung Professionalität und Engagement. Es ist ein Zeichen dafür, dass der Autor sein Werk ernst nimmt und bereit ist, die notwendige Zeit und Mühe zu investieren, um es zu verbessern. Dies ist wichtig, um Leser anzusprechen, Verlage zu überzeugen oder das Werk auf andere Weise zu veröffentlichen.
Insgesamt ist die Überarbeitung eines Manuskripts ein unverzichtbarer Schritt im Schreibprozess. Sie ermöglicht es dem Autor, sein Werk zu polieren, Fehler zu korrigieren, die Geschichte zu verbessern und den Schreibstil zu verfeinern.
Tipps zur Überarbeitung
Zeitlicher Abstand: Lassen Sie das Manuskript nach Fertigstellung eine Weile ruhen, bevor Sie mit der Überarbeitung beginnen. Dadurch erhalten Sie eine frische Perspektive und können den Text objektiver betrachten.
Charaktere entwickeln: Überprüfen Sie die Entwicklung und Motivation Ihrer Charaktere. Stellen Sie sicher, dass ihre Handlungen und Entscheidungen konsequent sind, logisch zueinander passen, und dass sie sich im Laufe der Geschichte entwickeln.
Dialoge verbessern: Lesen Sie die Dialoge kritisch und stellen Sie sicher, dass sie natürlich klingen, den Charakteren entsprechen – und vor allem nicht langweilig sind. Kürzen Sie unnötige Ausführungen und achten Sie darauf, dass die Dialoge zur Entwicklung der Geschichte beitragen.
Beschreibungen überarbeiten: Stellen Sie sicher, dass Ihre Beschreibungen lebendig und anschaulich sind, um eine klare Vorstellungskraft beim Leser zu erzeugen. Entfernen Sie überflüssige Details und achten Sie auf einen ausgewogenen Einsatz von Beschreibungen.
Sprache und Stil: Verfeinern Sie Ihren Schreibstil, indem Sie unnötige Wiederholungen, Füllwörter und Klischees entfernen. Achten Sie auf eine prägnante und klare Sprache, die die Atmosphäre und Stimmung des Romans unterstützt.
Spannung aufbauen: Überprüfen Sie den Spannungsbogen Ihrer Geschichte. Fügen Sie bei Bedarf zusätzliche Szenen hinzu, um die Spannung zu erhöhen oder lassen Sie unwichtige Passagen weg, die die Spannung abflachen lassen.
Logik und Konsistenz: Achten Sie darauf, dass Ihre Geschichte logisch und konsistent ist. Überprüfen Sie, ob es Inkonsistenzen oder Logiklöcher gibt und beheben Sie sie.
Mehrere Durchgänge: Nehmen Sie sich Zeit für mehrere Überarbeitungsdurchgänge. Jeder Durchgang kann sich auf unterschiedliche Aspekte konzentrieren, wie z. B. Charaktere, Dialoge, Beschreibungen oder Grammatik. Dadurch stellen Sie sicher, dass Sie alle Bereiche des Manuskripts gründlich überprüfen.
Grammatik und Rechtschreibung: Vergessen Sie nicht, Ihr Manuskript auf grammatikalische Fehler und Rechtschreibfehler zu überprüfen. Achten Sie auch auf Zeichensetzung und Satzstruktur.
Für mich persönlich ist das Überarbeiten eines fertigen Textes keine Arbeit mehr, sondern reines Vergnügen. Denn die »Arbeit«, also das kreative Schreiben, das Erfinden einer Geschichte, das Kreieren von Personen, deren Handlungen, Gedanken und Gefühle ist zu Ende gebracht. Nun geht es »nur« noch um die Feinarbeit. Aber genau die ist enorm wichtig!
Ich schreibe zwar nicht, aber ich bearbeite Fotos. Da gelten die gleichen Regeln. Je nach Lust und Laune findet man die eigene Bearbeitung plötzlich selber nicht mehr gut. Drum lautet die Devise, immer etwas Zeit vergehen lassen, bevor man etwas veröffentlicht. Danach sind Änderungen meistens nicht mehr möglich.