Der Autor Stephen King ist weltweit bekannt als Verfasser von Romanen und Kurzgeschichten.
Ich habe einige seiner Bücher gelesen – begeistert war ich allerdings nicht.
Stephen King: ein überbewertetes literarisches Phänomen?
Stephen King ist ohne Zweifel einer der bekanntesten und produktivsten Schriftsteller unserer Zeit. Mit über 60 Romanen und hunderten Kurzgeschichten hat er sich einen festen Platz in der Literaturgeschichte gesichert. Viele seiner Werke, darunter »Es«, »The Shining« und »Carrie«, sind zu Kultklassikern geworden und haben auch in Film und Fernsehen großen Anklang gefunden. Doch trotz seines enormen Erfolgs gibt es kritische Stimmen, die behaupten, dass Stephen King überbewertet ist. Ich finde das auch.
Quantität über Qualität?
Ein Argument, das häufig gegen Stephen King ins Feld geführt wird, ist die Menge an Büchern, die er veröffentlicht. Während es beeindruckt, dass er in der Lage ist, solch eine Produktivität aufrechtzuerhalten, stellt sich die Frage, ob diese Quantität nicht auf Kosten der Qualität geht. Kritiker bemängeln, dass viele seiner Romane nach dem gleichen Muster gestrickt sind und inhaltlich oft wenig Neues bieten. Wiederholungen in Charakterentwicklung, Setting und Plot-Strukturen lassen den Verdacht aufkommen, dass King oft nach Schema F schreibt, ohne wirklich neue kreative Impulse zu setzen.
Der »Pulp Fiction«-Charakter seiner Werke
Stephen King ist zweifellos ein Meister darin, spannende Geschichten zu erzählen, aber diese Geschichten basieren oft auf relativ einfachen, gar klischeehaften Grundkonzepten. Seine Romane werden häufig der Kategorie »Pulp Fiction« zugeordnet – eine Bezeichnung für populäre, massenhaft produzierte Literatur, die vor allem auf Unterhaltung abzielt. Diese Art von Literatur wird oft als weniger wertvoll angesehen, da sie sich eher auf den kommerziellen Erfolg als auf künstlerischen Anspruch konzentriert. Kings Werke sind selten tiefgründig oder intellektuell anspruchsvoll und fokussieren sich stattdessen auf das Erzielen eines schnellen Nervenkitzels.
Fehlende literarische Tiefe
Ein weiteres häufiges Argument gegen Stephen King ist die vermeintlich fehlende literarische Tiefe seiner Werke. Während Autoren wie Hesse, Dostojewski, Faulkner oder Zweig für ihre tiefgründigen philosophischen und psychologischen Betrachtungen geschätzt werden, bleibt King an der Oberfläche. Seine Bücher sind unterhaltsam, bieten aber nicht die Art von intellektueller oder emotionaler Herausforderung, die die Werke großer Literaten auszeichnet. Das bedeutet nicht, dass Unterhaltungsliteratur keinen Wert hat, aber es erklärt, warum King von einigen Kritikern nicht in einem Atemzug mit den größten Schriftstellern der Literaturgeschichte genannt wird. Ich schließe mich dieser Meinung an.
Horror als Nische
Stephen King ist speziell für seine Horrorromane bekannt, und während er dazu beigetragen hat, das Genre populär zu machen, sehen manche Kritiker gerade darin eine Einschränkung. Horror ist ein Genre, das von vielen Lesern und Kritikern als minderwertig angesehen wird, weil es oft mit Schockeffekten arbeitet, die kurzfristige emotionale Reaktionen hervorrufen, aber keine tiefergehenden Erkenntnisse bieten. Diese Einschränkung ist vermutlich der Grund dafür, dass King trotz seiner Popularität nie den literarischen Respekt erhalten hat, den andere Autoren genießen. Meiner Meinung nach auch zu Recht …
Die Diskrepanz zwischen Popularität und Kritikerlob
Obwohl Stephen King eine große Leserschaft hat und viele seiner Werke Bestseller sind, gibt es eine auffällige Diskrepanz zwischen seiner Popularität und der Art und Weise, wie seine Arbeit von Literaturkritikern bewertet wird. Während einige seiner Werke, wie »The Green Mile« oder »Misery«, von Kritikern auch gelobt wurden, werden viele andere als seichte Massenware abgetan. Diese Kluft zwischen kommerziellem Erfolg und kritischem Lob weist darauf hin, dass King zwar die Massen unterhalten kann, aber nicht unbedingt in die Liga der großen Literaten gehört.
Fazit
Stephen King ist ohne Zweifel ein talentierter Geschichtenerzähler, der Leser fesselt und unterhält. Aber wenn man die Frage stellt, ob er überbewertet ist, kommt man nicht umhin, einige Kritikpunkte zu berücksichtigen. Seine schiere Produktivität, der oft simple Aufbau seiner Geschichten, die fehlende literarische Tiefe und seine starke Genre-Fokussierung lassen ihn eher als massentauglichen Unterhaltungskünstler denn als literarischen Giganten erscheinen.
Letztendlich liegt die Einschätzung von Kings Werk im Auge des Betrachters. Während Millionen von Lesern seine Geschichten lieben und nicht genug von ihnen bekommen können, bleibt er für andere ein Autor, dessen Erfolg mehr auf Marketing und Massentauglichkeit als auf echtem literarischen Genie beruht.
Ich habe ungefähr ein halbes Dutzend seiner Bücher gelesen. Nein, das ist nicht korrekt … ich habe in die Bücher hineingelesen. Dabei habe ich viele Seiten und so manches Kapitel überblättert, weil mir der Text zu langatmig und damit zu langweilig war. Zum Beispiel bei »Friedhof der Kuscheltiere«.
Friedhof der Kuscheltiere
»Friedhof der Kuscheltiere« (im Original »Pet Sematary«) ist eines von Kings bekanntesten Werken. Doch obwohl das Buch ein Bestseller wurde und mehrfach verfilmt wurde, empfand ich den Roman an etlichen Stellen viel zu langatmig. Zum Beispiel die Beschreibung des Weges zum Friedhof. Auf über 30 Seiten beschreibt King die Umgebung – jeden Stein, jeden Baum und jeden Strauch … grauenhaft! Aber keinesfalls grauenhaft spannend, sondern grauenhaft langweilig.
Ausführliche Beschreibungen und detaillierte Szenen
Einer der Hauptgründe für die Langatmigkeit des Romans sind die ausufernden Beschreibungen. King ist dafür bekannt, dass er gerne jedes Detail ausmalt – sei es die Umgebung, die Gedanken der Charaktere oder banale alltägliche Tätigkeiten. Diese Detailverliebtheit lässt den Inhalt Romans zwar lebendig wirken, führt aber dazu, dass die Handlung ins Stocken gerät. Wer auf eine straffe, spannungsgeladene Erzählweise hofft, wird durch die oft seitenlangen Beschreibungen der ländlichen Umgebung Maines oder die minutiösen Darstellungen des Familienalltags überfordert.
Langwieriger Aufbau
»Friedhof der Kuscheltiere« benötigt eine lange Zeit, um überhaupt in Fahrt zu kommen. Der eigentliche Horror, also der Kern der Geschichte, entfaltet sich erst in der zweiten Hälfte des Buches. Die ersten Kapitel widmen sich dem schleppend erzählten Aufbau der Beziehungen zwischen den Charakteren, insbesondere der Familie Creed, und ihrer neuen Wohnumgebung. Was wohl für die spätere emotionale Wirkung des Romans gedacht ist, hat mich nur gelangweilt.
Wiederholende Motive und Themen
King neigt dazu, bestimmte Motive und Themen im Verlauf des Romans mehrfach zu wiederholen. Zum Beispiel wird der titelgebende Friedhof wiederholt in verschiedenen Zusammenhängen thematisiert, bevor er schließlich zum zentralen Schauplatz wird. Auch die Auseinandersetzungen der Charaktere mit dem Tod und der Unausweichlichkeit des Schicksals werden mehrfach geschildert, was dazu führt, dass die Geschichte auf der Stelle tritt. Ich habe oft gedacht, Mensch, King, kommt doch endlich zum Punkt!
Innere Monologe und Reflexionen
Ein weiterer Langeweile-Faktor sind die unendlichen inneren Monologe und Reflexionen der Charaktere. Besonders Louis Creed, die Hauptfigur des Romans, verbringt enorm viel Zeit damit, über Tod, Verlust und Konsequenzen seiner Handlungen nachzudenken. Diese gedanklichen Ausflüge sind zwar tiefgründig und verleihen dem Buch eine psychologische Dimension, führen aber leider dazu, dass die eigentliche Handlung in den Hintergrund tritt – und das ist schlecht.
Zusammenfassung
»Friedhof der Kuscheltiere« ist ein Roman, der durch seine langsame Erzählweise eine dichte, unheimliche Atmosphäre aufbauen soll. Leser,s die ausführliche Schilderungen und tiefgehende Geschichten lieben, wird das vermutlich gefallen. Ich allerdings bevorzuge eine zügige und straffe Handlung und Erzählweise, deshalb empfinde ich den Roman als deutlich zu langatmig. Stephen King nimmt sich (zu) viel Zeit, um die psychologische und emotionale Tiefe seiner Charaktere auszuloten, was einerseits die Spannung in Richtung des finalen Höhepunkts intensiviert, andererseits aber das Risiko in sich birgt, dass der Leser unterwegs das Interesse verliert. Ich habe es verloren und nach zwei Dritteln des Buches den Inhalt nur noch überflogen. Danach habe ich es – zusammen mit anderen King-Büchern – dem örtlichen Buch-Tauschkasten anvertraut.
Nein, Kings Romane sind definitiv keine Lektüre für mich. Teilweise ist die Handlung auch völlig an den Haaren herbeigezogen, zum Beispiel in dem Roman »Dolores«. Da will die Protagonistin namens Vera, eine wohlhabende und dominante Frau, ihre Hausangestellte ärgern, und verteilt ihre Kacke (die eigene, nicht die der Hausangestellten) im gesamten Raum: Bett, Möbel, Wände, Decke … einfach überall. Wie die ältere Frau das rein körperlich geschafft haben soll, erklärt King nicht. Ich halte die Szene erstens für unästhetisch, zweitens für überflüssig und drittens für unrealistisch. Ein Durchfall kann noch so stark sein – ein Mensch schafft es nicht, die Kacke an die Zimmerdecke zu befördern, es sei denn, er wirft sie mit der Hand nach oben. Und selbst das dürfte schwer zu bewerkstelligen sein – unter der Prämisse, die gesamte Decke zu beschmutzen. King aber will dem Leser weismachen, Vera habe die Scheiße auf ganz normalem Weg im gesamten Raum verteilt, also durch normales Kacken. Physiologisch ist das absolut unmöglich!