Schreibratgeber gibt es jede Menge, drei bis vier davon habe ich gelesen, und einen davon kann ich wirklich empfehlen: »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt«, von James N. Frey.
Unter Design-Aspekten ist der Buchtitel nicht der Hit, aber der Buchinhalt ist es. Klar, anschaulich und unterhaltsam beschreibt der Autor, worauf es beim Schreiben eines guten Romans ankommt.
Hier einige der Themen, über die Frey schreibt:
Starke Prämisse: Ein guter Roman braucht eine fesselnde Prämisse, also das Thema, das den Leser von Anfang an packt und dazu bringt, weiterzulesen.
Eine Romanprämisse ist die Kurzbeschreibung des Romaninhalts. Sie dient dazu, Handlung, Charaktere der Hauptfiguren (Protagonisten) und Schwerpunkt des Romans darzustellen. Eine gute Prämisse muss das Interesse des Lesers wecken und mit wenigen Worten erklären, worum es in der Geschichte geht.
Drei Beispiele für Romanprämissen:
- »In einem postapokalyptischen Ödland kämpft eine junge Überlebende darum, ihre Familie zu beschützen, während sie sich gegen plündernde Banden und merkwürdige Kreaturen zur Wehr setzt.«
- »Ein alternder Detektiv mit dunkler Vergangenheit wird von einem jungen Mann angeheuert, um dessen verschwundene Schwester zu finden. Doch je tiefer er gräbt, desto mehr entdeckt er eigene ungelöste Dämonen.«
- »Eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen findet sich in einer Welt von Reichtum und Intrigen wieder, und findet heraus, dass sie die Erbin einer mächtigen Adelsfamilie ist.«
Komplexe Charaktere: Die Charaktere sollten lebendig und dreidimensional sein, mit Stärken, Schwächen, Wünschen, Ängsten und inneren Konflikten.
Spannung und Konflikt: Ein Roman sollte Spannung und Problemsituationen enthalten, die die Leser dazu bringen, weiterzulesen, um herauszufinden, wie sich die Dinge entwickeln.
Show, don’t tell: Anstatt dem Leser direkt zu sagen, was passiert, sollte man versuchen, Szenen zu zeigen und die Handlungen und Emotionen der Charaktere durch Dialoge, Beschreibungen und Handlungen zu vermitteln.
Also nicht schreiben »das Wetter ist schön«, sondern zum Beispiel: »Die Frühlingssonne taucht die hügelige Landschaft in ein warmes Licht, ein sanfter Wind raschelt durch die Blätter von Bäumen und Sträuchern. Der blaue Himmel ist wolkenlos und das Zwitschern der Vögel erfüllt die Luft mit vergnügtem Gesang.«
Struktur: Ein guter Roman sollte eine klare Struktur haben, die eine Einführung, einen Mittelteil und ein Ende umfasst. Dies könnte beispielsweise eine dreiaktige Struktur oder ein Heldenreise-Modell sein.
Sprache und Stil: Jeder Autor hat seine eigene Sprache. Es ist wichtig, einen Schreibstil zu entwickeln, der zu einem passt und charakteristisch ist.
Lesen und lernen: Jeder Autor sollte viel lesen und das Gelesene analysieren. Dabei lernt er, wie andere Autoren Spannung erzeugen, Charaktere entwickeln und Dialoge schreiben. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollte man beim eigenen Schreiben umsetzen.
Überarbeitung: Der Text sollte mehrfach überarbeitet werden, um ihn zu verbessern, Schwachstellen zu beheben und sicherzustellen, dass die Handlung und die Charakterentwicklung konsistent und überzeugend sind.
In diesem Zusammenhang zitiere ich (sinngemäß) einen Tipp, den ich für den besten und wichtigsten im ganzen Buch halte: »Stolperst du über ein Wort, einen Satz, einen Absatz oder gar ein ganzes Kapitel und überlegt, es/ihn zu ändern, zu korrigieren, umzuformulieren oder gar ganz zu streichen, dann mach es.«
An diesen Tipp halte ich mich seit sehr vielen Jahren, und habe demzufolge schon viele Wörter, Sätze und Absätze gestrichen. Auch schon ganze Kapitel. Es tat mir in der Seele weh, aber es war notwendig. Denn über eine gut formulierte Textstelle würde man nicht stolpern, im Gegenteil – man würde denken: oh, was für eine wunderbare Formulierung!
Also: Alles, bei dem man sich fragt, ob es gut ist, ist definitiv nicht gut. Demzufolge muss es korrigiert, manchmal auch gelöscht werden. Auch wenn es noch so schwerfällt. Ich weiß, wovon ich rede …