Früher, als ich die Rechtschreibung noch in hohem Umfang verinnerlicht hatte, schrieb man: »Es tut mir leid.«
Das war vor der großen Rechtschreibreform im Jahr 1996.
Der Begriff leid tun bedeutete, dass man sich entschuldigte, oder dass man einen anderen Menschen bedauerte, oder dass man versuchte, sich in ihn hineinzuversetzen, oder dass man mit ihm fühlte, oder dass man seine Situation nachempfinden konnte … sowas in dieser Art. Leid tun hatte also mit einem Gefühl zu tun und nichts damit, dass man sich oder einem anderen Menschen einem Leid zufügte.
Nach 1996 legte der Duden dann fest, dass man leid tun groß schreiben soll. Also: Es, er, sie … tut mir Leid.
Ich habe mich geweigert, das so zu schreiben. Denn in meinen Augen ist es ein Unterschied, ob ich mich entschuldige, mit jemandem mitfühle oder ob ich mir selbst oder einem anderen ein Leid zufüge.
Mittlerweile sehen das auch die Leute vom DUDEN so, denn »es tut mir leid« schreibt man nun wieder klein.
Bravo, verehrte Damen und Herren vom DUDEN! Sie halten es mit Adenauer, der vor Jahren mal sagte: »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Nichts hindert mich daran, klüger zu werden.« Zu dieser Erkenntnis gratuliere ich sehr herzlich!
Im Vergleich zu der Zeit vor 1996 schreibt man leidtun nun zwar wieder klein, aber jetzt schreibt man es zusammen, und zwar in allen Grammatikvarianten. Also zum Beispiel:
»Es braucht dir nicht leidzutun.«
»Das wird dir noch leidtun.«
»Sie hat mir absolut nicht leidgetan.«
Aber man schreibt es nur dann klein, wenn es sich um ein Gefühl von Bedauern o. ä. handelt. Tut man jemandem ein Leid an, dann schreibt man Leid natürlich groß, denn es handelt sich um ein Substantiv.