Seit 1. Juli 2024 gibt es eine neue amtliche Rechtschreibung
Die deutschen Rechtschreibregeln von 2006 wurden aktualisiert und seit 1. Juli 2024 gelten neue Regeln. Die Änderungen berücksichtigen aktuelle Entwicklungen im Sprachgebrauch, vor allem durch den Einfluss moderner Fremdsprachen wie Englisch, und basieren auf empirischen Beobachtungen im Schriftgebrauch. Das Regelwerk zielt darauf ab, Unsicherheiten zu reduzieren und die Rechtschreibung den modernen Anforderungen anzupassen.
Einige der wichtigsten Änderungen der neuen Regeln:
Getrennt- und Zusammenschreibung: Verbindungen wie »nichtöffentlich« können jetzt in verschiedenen Varianten geschrieben werden, etwa »nicht-öffentlich« oder »nicht öffentlich«. Dies bietet mehr Flexibilität bei der Schreibung (z. B. auch bei »regenerative/Regenerative Energien«).
Auch bei den Falschnachrichten hat man die Wahl, gleich drei an der Zahl:
Anmerkung: Wie ich andernorts bereits geschrieben habe, ist in meinen Augen eine Regel mit Wahlmöglichkeit(en) keine wirkliche Regel. Für mich ist eine Regel eine Festlegung, die klar besagt, was wann getan werden soll – ohne mögliche Varianten.
Fremdwörter: Zahlreiche englische Begriffe wie »mailen« oder »liken« wurden aufgenommen.
Allerdings gibt es auch hier (natürlich) wieder Varianten, und zwar bei Verben, deren Infinitiv mit einem stummen E enden. Hier haben wir wieder Wahlmöglichkeiten.
Eingedeutschte Begriffe: Ehemals eingedeutschte Begriffe wie »Jogurt« oder »Spagetti« wurden gestrichen, da sie sich im Sprachgebrauch nicht durchgesetzt haben. Wir schreiben also (wie ich es immer gemacht habe): Joghurt und Spaghetti
Anmerkung: In meinen Augen eine sinnvolle Entscheidung.
Zeichensetzung: Bei erweiterten Infinitiven mit »zu« ist das Komma jetzt wieder verbindlich, zum Beispiel: »Ich habe versucht, ihn zu erreichen.«
Anmerkung: In meinen Augen eine sinnvolle Entscheidung.
Groß- und Kleinschreibung: Zusammensetzungen aus Fremdwörtern, wie »Last-Minute-Angebot«, dürfen nun auch großgeschrieben werden. Aber auch auch gemischt.
Anmerkung: In meinen Augen keine sinnvolle Entscheidung.
Gendergerechte Sprache: Wortbinnenzeichen wie der Asterisk (*) oder der Unterstrich (_) sind im amtlichen Regelwerk nicht zugelassen, da sie die Verständlichkeit und Lesbarkeit von Texten beeinträchtigen könnten. Diese Entwicklung wird jedoch weiterhin beobachtet.
Anmerkung: In meinen Augen eine sehr sinnvolle Entscheidung. Blogartikel zum Thema.
Diese Änderungen sollen die Verständlichkeit der deutschen Rechtschreibung verbessern und den modernen Sprachgebrauch widerspiegeln. Die Anpassungen gelten in allen deutschsprachigen Ländern und werden mit Übergangsfristen eingeführt.
Festgelegt hat diese neuen Regeln der deutsche Rechtschreibrat.
Wer oder was ist der Rat für deutsche Rechtschreibung?
Der Rat für deutsche Rechtschreibung, auch als »Deutscher Rechtschreibrat« bezeichnet, ist das Gremium, das für die Einheitlichkeit und Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung verantwortlich ist. Seine Hauptaufgaben sind:
Überwachung und Anpassung der Rechtschreibregeln: Der Rat beobachtet die Entwicklungen in der deutschen Sprache und passt die Rechtschreibregeln an, falls nötig, um Klarheit und Einheitlichkeit in der Schreibweise zu gewährleisten.
Beratung bei Zweifelsfällen: Bei Unsicherheiten oder Unklarheiten in der Rechtschreibung gibt der Rechtschreibrat Empfehlungen und klärt die korrekte Schreibweise.
Koordinierung der Rechtschreibung in den deutschsprachigen Ländern: Der Rat sorgt dafür, dass die Rechtschreibregeln in allen deutschsprachigen Ländern, also Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und anderen, einheitlich angewendet werden.
Erstellung von Empfehlungen für die Rechtschreibung: Wenn neue Wörter oder Schreibweisen aufkommen, gibt der Rat Vorschläge, wie diese korrekt in die Rechtschreibung integriert werden können.
Anpassungen aufgrund von Sprachentwicklung: Der Rat überprüft regelmäßig, ob Änderungen notwendig sind, um die Verständlichkeit der Schriftsprache zu erhalten, besonders in Bezug auf gesellschaftliche und technische Entwicklungen.
Zusammengefasst ist der Rat für deutsche Rechtschreibung für die Pflege und Fortentwicklung der amtlichen deutschen Rechtschreibregeln zuständig.
Gremien des Deutschen Rechtschreibrats
Der Rat für deutsche Rechtschreibung setzt sich aus verschiedenen Gremien und Institutionen zusammen, die die Interessen der deutschsprachigen Länder sowie verschiedener gesellschaftlicher Bereiche vertreten. Insgesamt umfasst der Rat 41 Mitglieder, die von unterschiedlichen Gremien und Institutionen entsandt werden. Diese Mitglieder stammen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol (Italien), Liechtenstein und dem deutschsprachigen Teil Belgiens.
Die Zusammensetzung des Rats lässt sich in folgende Gruppen unterteilen:
Vertreter der deutschsprachigen Länder:
- Deutschland: 18 Mitglieder
- Österreich: 9 Mitglieder
- Schweiz: 9 Mitglieder
- Südtirol (Italien): 1 Mitglied
- Liechtenstein: 1 Mitglied
- Belgien (deutschsprachige Gemeinschaft): 1 Mitglied
Institutionen und Interessengruppen: Die entsendeten Mitglieder stammen aus unterschiedlichen Bereichen:
- Bildung: Lehrerverbände, Schulbehörden, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen.
- Wissenschaft und Forschung: Sprachwissenschaftler, Germanisten und andere Experten, die sich mit der deutschen Sprache und Rechtschreibung befassen.
- Medien und Verlage: Vertreter von Presse, Verlagen und Rundfunkanstalten, die ein Interesse an einer einheitlichen Rechtschreibung haben.
- Kultusministerien und Behörden: Repräsentanten der staatlichen Organe, die für Bildung, Sprachpolitik und die Umsetzung der Rechtschreibregeln zuständig sind.
Diese Zusammensetzung sorgt dafür, dass die Entscheidungen des Rats von einer Vielzahl von Fachleuten und Interessengruppen getragen werden, damit die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung in allen betroffenen Bereichen sichergestellt wird.