Show, don’t tell

„Show, don’t tell!“ (Zeigen, statt erzählen!) ist ein Grundsatz in der Schreibkunst. Er bedeutet, dass Autoren ihre Leser nicht einfach über etwas informieren sollten (das wäre „tell“), sondern sie sollten es durch konkrete Details, Handlungen, Dialoge und Beschreibungen veranschaulichen oder zeigen.

Anstatt einfach zu schreiben „Er war nervös“, könnte ein Autor beschreiben, wie sein Protagonist mit den Händen über eine Stuhllehne hin und her fährt, oder wie er ständig auf und ab geht, oder wie er immer wieder auf die Uhr schaut. Durch solche Details wird die Situation für den Leser anschaulicher.

Beispiele (ohne Anspruch auf literarische Qualität):

Kinderzimmer
Anstelle von: „Das Kinderzimmer war ein Durcheinander.“
„Überall waren Spielsachen und Kuscheltiere verstreut, die Bettdecke lag zur Hälfte auf dem Fußboden und die Lego-Steine waren eine echte Fußfalle.“

Vormittg
Anstelle von: „Der Vormittg war entspannt.“
„Das Aroma von frisch gebrühtem Kaffee und warmen Croissants erfüllte die Luft, die Zeitung lag auf dem Tisch, und die Morgensonne schien durchs Küchenfenster.“

Aufregendes Fußballspiel
Anstelle von: „Das Fußballspiel war aufregend.“
„Die Fans brüllten, der Ball flog hin und her, und jeder Sprint auf dem Feld ließ die Stimmung hochkochen.“

Abschied
Anstelle von: „Der Abschied war traurig.“
„Leise Worte, ein paar Tränen, ein letzter Blick, während sich die Hände langsam lösten. Ein paar Schritte, dann fiel die Tür ins Schloss.“

Regen
Anstelle von: „Es regnete.“
„Die Tropfen klatschten gegen die Fensterscheiben und im Garten stieg der Geruch nach feuchter Erde empor.“

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Vor vielen Jahren habe ich in einer Erzählung von Siegfried Lenz einen Satz gelesen, den ich nie vergessen werde: „Sie schlug ihre Zähne in den Apfel.“

Als ich diesen Satz damals las, dachte ich: Aha, so beschreibt man also den Biss in einen saftigen, knackigen Apfel. Denn der Leser erfährt durch die Art der Formulierung: Der Apfel ist knackig, also hart, weil man in einen weichen Apfel die Zähne nicht hineinschlägt. Man „schlägt“ einen Gegenstand nur in etwas Hartes.

Ein knackiger Apfel ist zugleich auch saftig. Der Leser sieht also förmlich den Saft aus der Frucht herausspritzen, während die Frau hineinbeißt. Auf diese Weise ist das Motto „Show, don’t tell!“ perfekt umgesetzt!