»Was kostet bei Edition Blaes eine Buchveröffentlichung?«
Diese Frage bekomme ich fast täglich gestellt. Entweder ich höre sie am Telefon oder lese sie in einer E-Mail.
Die Antwort auf diese Frage lautet immer gleich:
Kommt darauf an.
Auf einen anderen Wirtschaftsbereich bezogen, könnte die Frage auch lauten:
Was kostet ein Auto?
Beim Autokauf sind viele unterschiedliche und individuelle Bedürfnisse relevant. Wenn ein Autoverkäufer die Wünsche seines Kunden nicht kennt, kann er ihm kein Angebot machen!
Das Gleiche gilt für eine Buchveröffentlichung.
Die Kosten für eine Buchveröffentlichung sind von verschiedenen Faktoren abhängig.
Buchinhalt
Vor der Arbeit an einem Manuskript prüfe ich die Qualität des Textes. Vor allem muss ich wissen:
– Ist der Plot logisch aufgebaut?
– Sind die Formulierungen geschmeidig oder holprig?
– Wie sieht es mit der Syntax aus?
– Enthält der Text viele Rechtschreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehler?
Erst nachdem ich all das angeschaut habe, kann ich beurteilen, ob ich das Manuskript überhaupt annehme, und ob ein Lektorat nötig ist oder lediglich ein Korrektorat.
Lektorat
Das Lektorat eines Manuskriptes ist der Prozess der Überprüfung und Bearbeitung des Textes.
Korrektorat
Das Korrektorat eines Manuskriptes findet erst nach dem Lektorat statt und trägt dazu bei, dass der Text so wenige Fehler wie möglich enthält. Denn „ein Buch ohne Fehler ist ein Mythos“, wie ein befreundeter Verleger vor einiger Zeit sagte …
Hinweis: Korrektorat und Lektorat sind unterschiedliche Tätigkeiten.
Ohne Manuskript kein Preis
Wenn ich das Buchmanuskript nicht kenne, kann ich dem Autor kein Angebot machen!
Jeder Kollege, der das anders handhabt, arbeitet nicht seriös. Oder er ist so dringend aufs Geld angewiesen, dass er jedes Manuskript für – sagen wir mal – zwei Euro pro Normseite lektoriert (solche Angebote gibt es tatsächlich). Völlig egal, wie viele Fehler es enthält und welche Qualität der Text hat. Von so einer Vorgehensweise kann ich nur abraten, denn dabei kommt nichts Vernünftiges raus. Weder für den Autor noch für den Lektor.
PS: Vor einiger Zeit hatte ich ein Manuskript auf dem Tisch – von einem Fachmann lektoriert. Schon auf den ersten Seiten sprangen mir Fehler ins Auge. Auf den folgenden Seiten entdeckte ich immer mehr. Ich habe dem Autor nahegelegt, das Manuskript nochmals lektorieren zu lassen. Der Autor hat das eingesehen und mir den Lektoratsauftrag erteilt. Bei meiner Arbeit habe ich über 3.000 (in Worten: dreitausend) Korrekturen durchgeführt.
Darunter schwerwiegende Fehler, die ein sorgfältig arbeitender Kollege keinesfalls übersehen sollte. Dabei handelte es sich nicht nur um Rechtschreib- und Grammatikfehler, sondern um falsche Formulierungen, unterschiedliche Schreibweisen desselben Begriffs, fehlerhafte Ortsangaben und so weiter und so weiter …
In diesem Zusammenhang ist interessant, dass der Autor dem Lektor 9.000 Euro für das (extrem schlampig) durchgeführte Lektorat überwiesen hatte.
Deshalb: Augen auf bei der Wahl des Lektors!
Jeder Korrektor/Lektor übersieht Fehler, auch ich. Fehler übersehen – das lässt sich leider nicht vermeiden, was u. a. daran liegt, dass unser Gehirn so programmiert ist, dass es Texte »verstehen« will. Auf das Finden von Fehlern dagegen ist es nicht programmiert, deshalb ist es auch nicht besonders schwierig, selbst einen Text wie den folgenden zu verstehen:
»Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist, dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.«
(Quelle: fehler-haft.de)
Aus diesem Grund lege ich meinen Autoren dringend ans Herz, das von mir lektorierte und gesetzte Manuskript von einem externen Korrektor lesen zu lassen (ich empfehle dabei stets den Fehlerfuchs Karin Zimmermann). Und sie findet immer Fehler. Immer! Ganz abgesehen davon, dass jeder gesetzte Buchinhalt vor dem Druck vom Autor selbst noch einmal sehr aufmerksam gelesen werden sollte. Schon aus seinem eigenen Interesse. Erstaunlicherweise haben nicht viele Autoren Lust dazu …
Übrigens: Je mehr Fehler sich im ursprünglichen Manuskript befinden, desto mehr Fehler werden übersehen. Das liegt in der Natur der Sache.
Aus einem Manuskript ein Buch zu machen, kann wenig Arbeit bedeuten, aber auch viel. Kommt immer auf das Manuskript an – und natürlich auf die Wünsche des Autors.
Fazit:
Ohne das Manuskript zu kennen, kann ich kein Honorar nennen.
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