Mein aktiver Wortschatz, also die Wörter, die ich nicht nur kenne (passiver Wortschatz), sondern auch aktiv benutze, beim Sprechen und Schreiben, ist relativ hoch. Das liegt vermutlich daran, dass ich Sprache mag. Ich mag sie nicht nur, ich finde sie wichtig, denn Sprache kann (und soll) etwas bewirken.
Sprache erzeugt Bilder im Kopf. Im eigenen und in denen der anderen. Sprache weckt/erzeugt Gefühle, bringt einem zum Weinen und zum Lachen. Sprache informiert, unterhält, beeinflusst, motiviert und provoziert – um nur ein paar Dinge zu nennen. Sprache sagt viel aus über den Menschen, der sie benutzt. Man schätzt ihn ein, steckt ihn in Schubladen. »Der ist blöde … klug … bescheiden … sympathisch … arrogant …«
Sprache/Begriffe erwecken spontane Assoziationen. Beispiel: Denke jetzt auf keinen Fall an einen rosaroten Elefanten! Was passiert? Ich wette, vor deinem geistigen Auge ist gerade einen rosaroten Elefanten aufgetaucht …
Neologismus
Aber ich wollte eigentlich was ganz anderes sagen beziehungsweise schreiben. Denn trotz meines relativ hohen Wortschatzes begegnen mir immer wieder Wörter, die ich noch nie gehört habe. Eben war es der Begriff »Neologismus«. Ich habe gegoogelt und bin wieder ein bisschen schlauer als gestern.
Also, Neologismus bedeutet, dass neue Wörter geschaffen werden. »Kurlaub« ist so ein neues Wort, oder »Nafri«, oder »simsen« oder »bildungsfern«, oder ”Fake News«, oder »Rosinenpicker«. »Neologismus« als solches ist übrigens auch ein neues Wort.
Eine Liste mit Neologismen gibt es bei kunstworte.de und bei sprachnudel.de
Der New Yorker Rapper Aesop Rock übrigens hat in seinen Songs über 7.000 neue Wörter kreiert und damit sogar Shakespeare geschlagen. Mehr darüber in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung.
Meine Meinung zu diesen neuen Wörtern: Der deutsche Wortschatz beinhaltet cirka 100.000 Wörter, und ich wünschte, der deutsche Durchschnittsbürger würde nur ein Bruchteil davon kennen/nutzen. Denn wenn ich was nicht leiden kann, dann solche Sätze wie: »Wir haben gestern gegrillt, Würste und so …«
Über die miserablen Rechtschreibkenntnisse der Menschen im Allgemeinen meckere ich heute ausnahmsweise mal nicht.
„Bahnsteig“, habe ich neulich gelesen, ist auch so ein Neologismus, der erst ca. 1870 entstand.
1870 … na ja, lieber Leo. Sooo neu ist das Wort dann auch nicht. Verglichen mit den bildungsfernen Rosinenpickern. Und seit wann gibt es eigentlich die Eisenbahn?
Nachsatz: hab gegoogelt:
Ich sollte vielleicht mal meine Liste mit den untergegangenen Wörtern weiterführen … interessant, in diesem Zusammenhang.
Ich habe auch ein bisschen gegoogelt, und anscheinend war in der Frühzeit der Bahn auch in Deutschland der französische Begriff Perron gebräuchlich, bevor sich Bahnsteig durchsetzte.
Deine Liste der untergegangenen Wörter solltest Du unbedingt weiterführen. Ich freue mich darauf.